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Prof. Dr. Frank Stäudner: Der Studiengangsleiter in den deutschen Management-Masterstudiengängen erläutert Erfolgsfaktoren für das Management und warum es dabei keinen Königsweg geben kann
Prof. Dr. Frank Stäudner: Der Studiengangsleiter in den deutschen Management-Masterstudiengängen erläutert Erfolgsfaktoren für das Management und warum es dabei keinen Königsweg geben kann

Blog-Eintrag -

Das Ende der Wahrheit oder: Warum es keine allgemeine Theorie des Managements geben kann, das aber auch nicht schlimm ist

Mit einer allgemeingültigen Theorie sollten sich präzise Vorhersagen über Ursache und Wirkung treffen lassen. Doch wie kann es sein, dass etwa während der Corona-Pandemie eine Firma Verluste schrieb, während die Konkurrenz florierte? Wieso lassen sich Erfolgsfaktoren für das Management so schwer in Theorie fassen? Ein Vergleich: Am 14. April 2023 schießt die europäische Weltraumagentur ESA die unbemannte Raumsonde Juice ins All. Nach einer Reihe komplizierter Flugmanöver trifft die Sonde in acht Jahren am Jupiter ein. Juice biegt dort ein in eine Umlaufbahn um den Jupitermond Ganymed und sucht nach Spuren von Leben. Ob die Sonde fündig wird, wissen die Physiker und Ingenieure nicht. Aber, dass der Flugkörper nach seiner langen und verschlungenen Reise durch das Sonnensystem genau dort ankommen wird, wo er hin soll, daran zweifelt niemand. Die Berechnungen basieren auf anerkannten physikalischen Theorien.

Richtschnur vs. Gesetzmäßigkeit: Warum Management nie die Präzession der Physik erreicht

Am Beispiel der Juice Raumsonde erkennt man, wie es die Physiker in den vergangenen Jahrzehnten geschafft haben, unser Verständnis der unbelebten Welt in bemerkenswerter Weise auszubauen und zu vertiefen. Die Theorien über die Welt der Menschen können da nicht mithalten. So wäre jede Prognose einer Führungskraft über den exakten Zustand des Unternehmens in acht Jahren gewagt bis zur Lächerlichkeit. Die Theorien des Managements können und werden nie so gut sein wie die der Physiker. Das liegt in der Natur der Sache, über die gleich noch zu reden sein wird. Zugleich legt die Offenheit der Zukunft eine Reihe von Prinzipien und Handlungsweisen nahe, die die Welt des Managements doch ein wenig vernünftiger und planbarer machen.

Die Welt der Menschen und ihrer Organisationen ist weniger berechenbar als die Welt der Physiker. Das liegt daran, dass Menschen ihr Zusammenleben gestalten und dabei viele Freiheiten haben. Unsere Werte, Normen und Übereinkünfte sind kontingent, das heißt, sie könnten auch anders lauten. Menschenrechte, Gleichberechtigung, Mitbestimmung sind ausgedachte Dinge, die ihre Gestaltungskraft erst dadurch gewinnen, dass Menschen an sie glauben bzw. mehrheitlich als Richtschnur ihres Tuns für sinnvoll, begründet oder vernünftig halten. Selbst eine für das Wirtschaftsgeschehen so bedeutsame Sache wie Geld existiert nur durch eine freiwillige Übereinkunft. Wie prägend Erwartungen sein können und wie mächtig enttäuschte Erwartungen sind, sieht man zum Beispiel dann, wenn ein börsennotiertes Unternehmen einen Rekordgewinn vermeldet, der Aktienkurs aber dennoch in den Keller rauscht, weil Anleger noch viel bessere Zahlen erwartet hatten.

Unsere sozialen Systeme sind gestaltet. Sie haben eine Geschichte und könnten auch anders beschaffen sein. Und tatsächlich waren sie in der Vergangenheit anders beschaffen, und sie werden es in der Zukunft auch sein. So betrachtet, kann die Gestaltung und Steuerung von zweckorientierten sozialen Systemen keine exakte Wissenschaft sein. Die Zukunft ist offen, und die Entscheidungen im Hier und Jetzt sind in ihren Konsequenzen nicht immer klar. Zugleich wird von den Chefinnen und Chefs der jeweiligen Organisation erwartet, den Zweck, zu dem die Organisation dient, zu erfüllen. Im Fall von Unternehmen bedeutet dies, dauerhaft Gewinn zu erwirtschaften und auf diese Weise auch die eigene Existenz zu erhalten. So klar der Auftrag sein mag, so offen ist der Weg. Spektakuläre Firmenpleiten legen davon Zeugnis ab. Dennoch hat die Managementlehre eine Reihe von Prinzipien hervorgebracht, die die Erfolgschancen im Management erhöhen:

  1. Halte es stets für möglich, dass Du falsch liegst.
  2. Sage, wo Du hin willst, aber nicht, welchen Weg das Team nehmen muss.
  3. Mache Dein Handeln überprüfbar, lege Rechenschaft ab.

Die Unbeweisbarkeit der Wahrheit: Was Management von der Philosophie lernen kann

In der zeitgenössischen Philosophie wird die wahrheitsskeptische Haltung, die sich in Prinzip 1 ausdrückt, häufig mit dem sog. Kritischen Rationalismus verbunden. Der Philosoph Karl Popper (1902 – 1994) hat diese Position maßgeblich entwickelt. Popper hält allgemeine Gesetzmäßigkeiten in der Wissenschaft generell für unbeweisbar. Positive Wahrheiten sind unmöglich. Allenfalls unserer Irrtümer können wir sicher sein, wenn es gelingt, Gegenbeispiele zu finden. Popper erweitert seine wissenschaftstheoretische Position später zu einer allgemeinen Ideologiekritik. Politische Ideologen und religiöse Dogmatiker sind für ihn gefährliche Feinde einer offenen Gesellschaft. Er setzt den Gewissheiten eine Haltung entgegen, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden“ (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. Tübingen 2003, S. 281).

Eitelkeit, Selbstüberschätzung und Hochmut haben schon oft schwere Managementfehler ausgelöst. Je unübersichtlicher und komplexer die Situation, desto mehr empfiehlt sich eine Haltung intellektueller Bescheidenheit. Es hat seinen guten Sinn, wenn sich Strömungen der Managementlehre auf Popper berufen.

Zielgerichtete Führung: Die Sankt Galler Managementlehre und das Managementverständnis der HdWM

Ein Ziel ist ein vorweggenommenes Ergebnis, Führen mit Zielen ein Managementansatz, für den sich seit der Antike Gewährsleute finden. Der römische Philosoph Seneca (1 – 65) sagt es in einem Brief so: „Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig.“ Zu einem in sich schlüssigen und vollständigen Managementansatz entwickelt hat das Führen mit Zielen seit den 50er Jahren der US-Ökonom Peter Drucker (1909 – 2005). Der Ansatz hat sich in einer zunehmend komplexer werdenden und globalisierten Welt als leistungsstärkstes und anpassungsfähigstes Führungsmodell erwiesen. Es steht im Kern vieler Managementlehren. Aus der sog. Sankt Galler Managementlehre ist es ebenso wenig wegzudenken wie aus den Managementstudiengängen der Hochschule der Wirtschaft für Management in Mannheim.

Unseren Studierenden bringen wir bei, dass sich jede Führungsentscheidung als falsch erweisen kann. Selbst eine ausnehmend gute Entscheidung kann sich als korrekturbedürftig entpuppen, wenn sich Umstände ändern. Da Unternehmen offene Systeme sind, die im ständigen Austausch mit ihrer Umwelt stehen, passiert das ständig. Führen heißt am Ende immer, auf schwankendem Boden zu gehen. Wenn sich die Unsicherheit, ob man gerade das Richtige tut, nicht völlig beseitigen lässt, dann hilft nur: Man muss die Folgen prüfen. Zu diesem Zweck nimmt die Sankt Galler Managementlehre Anleihen bei der Kybernetik. Kybernetik ist die Wissenschaft von der Steuerung unbelebter technischer Systeme. In der Managementlehre wird der Ansatz erweitert auf Menschen in Organisationen.

Die zentrale Idee der Steuerungslehre ist es, Rückkopplungsschleifen zu etablieren. Dort wird ständig der Soll-Wert, das voreingestellte Ziel, mit dem Ist-Wert des gerade erreichten Zustands verglichen. Abweichungen lösen Korrekturen aus. In technischen Systemen geschieht das automatisch, im Management müssen Menschen sich einen Reim auf die Differenzen machen. Wichtig ist aber, dass die Abweichungen überhaupt sichtbar werden, denn nur dann kann gehandelt werden. Rückkopplungsschleifen sind die beste Antwort auf Unsicherheiten. Man findet Sie in ISO-Normen, Qualitätsmanagementzirkeln, in den Soll-Ist-Spalten von Budgets, in der Probezeit bei Neueinstellungen, aber auch in der Rechenschaftspflicht der Geschäftsführung gegenüber Aufsichtsrat oder Gesellschaftern.

Rechenschaft und Kontrolle sind unerlässlich. Und wie wir unseren Studierenden mit auf den Weg geben: Nur so wächst Vertrauen – auch in sich selbst.

Für die Manager von Morgen: Die HdWM als Hochschule der Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Management ist wirksames Management. Verantwortungsvolles Management geht schonend mit den eingesetzten Ressourcen um – Dingen und Menschen. Eine Hochschule wie die HdWM, die sich der Ausbildung kompetenten Managementnachwuchses verschrieben hat, hat das nachhaltige Denken tief in allen Ihren Studiengängen verankern. Studierende lernen, vernetzt und in Systemen zu denken. Später werden Sie als gut ausgebildete und integre Führungskräfte zur Humanisierung der Arbeitswelt ihren Beitrag leisten.

Humanisierung der Arbeitswelt bedeutet für uns an der HdWM, Arbeit produktiv für Unternehmen und Gesellschaft und erfüllend für den Einzelnen zu machen und damit nachhaltig zu gestalten.

Wir an der HdWM stärken und entwickeln nachhaltiges Denken in seinen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimensionen. Für uns sind die Verantwortung der Führungskraft und das Streben nach Nachhaltigkeit eng verknüpft.

Nachhaltigkeit bedeutet, aus der Gegenwart heraus die Zukunft verantwortungsbewusst zu gestalten. Damit das gelingt, muss eine Managementausbildung die aktuellen Themen der Zeit aufgreifen. Digitale Transformation, New Work, Future Skills und der ökologische und sozial gerechte Umbau der Arbeitswelt finden sich als Schwerpunktthemen im Master Business Management wieder und werden in den Vorlesungen, Seminaren und Praxisprojekten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln bearbeitet.

Die Absolventinnen und Absolventen können vernetzt denken, partizipativ handeln und fair, transparent und integer führen.

Über den Autor

Prof. Dr. Frank Stäudner ist Studiengangsleiter in den deutschsprachigen Master-Studiengängen im Managementbereich an der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) in Mannheim. Nach seinem Studium der Physiker promovierte er in Wissenschaftsphilosophie. Seine Managementkompetenz setzte er lange Jahre als Geschäftsführer und Abteilungsleiter erfolgreich für wissenschaftliche Institutionen ein. Seine Interessen liegen an der Schnittstelle von Wissenschaftspolitik, -kommunikation und -management. Prof. Stäudner glaubt, dass Wirtschaft und Wissenschaft viel voneinander lernen können, aber sich zu selten aufmerksam zuhören. Ihm ist wichtig, dass die Studierenden ein Gespür für die Verantwortung als Führungskraft entwickeln und zur kritischen Reflexion über das eigene Handeln und zur Analyse ihrer Entscheidungsgrundlagen fähig werden.

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Janina Reichert

Janina Reichert

Kommunikation und Marketing +49 (0)621 490 890-91

Hochschule der Wirtschaft für Management

Die Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) ist eine vom Wissenschaftsrat akkreditierte, staatlich anerkannte private Hochschule im Herzen Mannheims. Seit 2011 bietet die HdWM praxisorientierte deutsch- und englischsprachige Bachelor- und Masterstudiengänge in den Sektoren Management, Wirtschaftspsychologie und Soziale Arbeit an. Um den Studierenden Praxis- und Auslandserfahrung zu ermöglichen, unterhält die HdWM ein breites Unternehmens- und Hochschulnetzwerk und ist strategisch international ausgerichtet. Die HdWM ist Mitglied im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Die HdWM verfolgt das Ziel, leistungsmotivierte Studierende für die Managementanforderungen moderner Unternehmen auszubilden. Darum verfügen alle Studiengänge über verschiedene Praxiselemente, um den Studierenden den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Die HdWM bringt Studierende während des Studiums zielgerichtet mit Partnerunternehmen zusammen und erlaubt es ihnen, schon im Studium Kontakte zu möglichen künftigen Arbeitgebern zu knüpfen.

Hochschule der Wirtschaft für Management

Oskar-Meixner-Straße 4-6
68163 Mannheim
Deutschland